23
Apr
2008

Der Bundesinnenminister rät

"Ich rate jedem, mich nicht als permanenten Verfassungsbrecher zu verleumden." (Quelle)

Was wäre denn, wenn ich behaupte, daß Sie in meinen Augen genau das sind? Sie haben sich Dinge ausgedacht, die von Bundesverfassungsgericht sofort wieder kassiert worden sind und wenn Sie sich das nicht selber ausgedacht haben, so haben sie es zumindest unterlassen, bereits gestartete Pläne zu stoppen. Das wäre aber ihre Aufgabe gewesen, denn sie sind ja für die Achtung der Verfassung in der Bundesregierung zuständig (ebda.) Haben sie ihre Aufgabe mangels Sachverstand einfach nur nicht erledigen können oder haben sie es gelassen, weil sie mit den Ideen übereinstimmten?

Eines der Highlights war ihre Aussage, da es besser sein zehn Unschuldige einzusperren, als einen Schuldigen laufen zu lassen. Ich wäre sehr gespannt auf ihre Reaktion gewesen, wenn man sie im Rahmen der CDU-Schmiergeldaffäre einfach mal eingesperrt hätte. Sie waren zwar unschuldig (behaupten sie), aber hey, manchmal müssen Opfer gebracht werden. Oder gilt das nicht für jeden?

Für mich sind sie eine Gefahr für unseren Rechtsstaat, da ihre Vorstellung von Freiheit und Bürgerrechten woanders bestimmt Zustimmung fänden, aber zu unserem Grundgesetz nicht wirklich passen wollen. Dummerweise gebietet ihnen niemand wirklich Einhalt, schon gar nicht ihre Chefin. Ich bin froh und dankbar, daß im Bunderverfassungericht Menschen sitzen, die den Geist der Freiheit, den die Verfassung garantieren soll, nicht der Angst opfern. Wäre dem nicht so, es wäre hier nicht mehr zu ertragen. Es ist so schon nicht immer leicht.

Blutrausch

Gestern war kein guter Tag. Im Büro herrschte den ganzen Tag ziemliche Lautstärke, das Telefon ging die ganze Zeit und überhaupt.

Ich wollte also nur noch nach Hause und irgendetwas geräuscharmes tun. Zum Glück läuft gerade die Snooker-WM.
Vorher mußte ich aber noch mal im Supermarkt vorbei, einige Notwendigkeiten besorgen. So stand ich also mit meinen fünf Teilen im Arm vor der Kassenzone und mußte mit nun also eine Schlange aussuchen. Ich habe es geschafft, sowohl die
  1. längste als auch die
  2. langsamste
Schlange zu finden. Als wäre das noch nicht genug, fing der Typ vor mir das Diskutieren mit der Kassiererin an, weil er seiner Meinung nach zuviel bezahlt hätte. Er verlangte, daß alle Waren (ca. 25 Teile) nochmal eingescannt werden. Er räumt also in aller Seelenruhe und die 15 zunehmend blutdürstigen Menschen hinter ihm völlig ignorierend seinen Rucksack wieder aus. Und just in dem Augenblick, als die Kassendame resignierend nach dem ersten Teil greift, spricht er die großen Worte

Ich sehe gerade, ich habe mich verrechnet. Sie brauchen nicht noch mal zu scannen.

packt wieder ein und verschwindet.

AAAAAAAAAHHHHHHHHH!

Wie wars denn so?

Mir ist aufgefallen, das ich ganz vergessen habe, etwas über die beiden letzten Konzerte zu schreiben. Das soll natürlich nicht sein, also hole ich das mal nach.

Fury in the slaughterhouse im Kölner Palladium

Ich muß gestehen: ich bin kein Fury-Fan. Noch nie gewesen. Warum also hingehen? Ganz einfach: sie haben mich die letzten zwanzig oder so Jahre irgendwie immer begleitet. Mal im Radio, mal bei Freunden, mal als Hintergrundmusik irgendwo. Man kennt sich halt ohne sich zu lieben. Wenn diese Herren nun auf Abschiedstournee gehen, kann man ja mal hingehen. Das es keinen Eintritt gekostet hat (eine eigene Geschichte), war bei der Entscheidung durchaus förderlich.
Zum wesentlichen: kurzweilig war es. Die Herren waren gut gelaunt, trotz der Rückschläge, die sie im Laufe der Tour hinnehmen mußten (der Sänger hat sich bei einem Konzert das Knie verletzt und kann nur mit einem Gestell am Bein auftreten, der Sänger der Vorgruppe mußte an beiden Augen operiert werden). Das Publikum, allesamt mehr oder weniger deutlich jenseits der dreißig, war fest entschlossen den Abend zu genießen. Das traf sich ganz gut, da an diesem Abend die Aufnahmen für die offizielle DVD gemacht wurden und gute Stimmung ist da schon hilfreich. Musik war ok, eben nicht so 100%ig meins aber die Stimmung hat es rausgerissen. Die ungefähr fünf Lieder, die ich identifizieren kann wurden gespielt, also war ichs zufrieden. Irgendwann machte sich die Band dann mal auf in den Zuschauerraum, um dort zu spielen. Bei der Gelegenheit konnte ich dann feststellen, das der Herr an der Gitarre aus der Nähe betrachtet ganz schön schäbig ist nicht so ganz dem gängigen Schönheitsideal entspricht. Dafür war sein immer wieder mal dazwischen geblöktes Wir sind der Rauch ein netter running gag. Er wollte damit wohl ausdrücken, das er das Rauchverbot nicht ganz so gelungen findet.
Zwei nette Sachen haben sich die sechs noch einfallen lassen: zum einen gab es direkt nach dem Konzert einen Ju-Es-Bi Stick (um es mit Hr Wingenfelder zu sagen) mit dem Konzertmitschnitt darauf käuflich zu erwerben, zum zweiten hat die Band das Konzept des Feuerzeugschwenkens bei langsamen Lieder sinnvoll weiterentwickelt. Denn, wie Hr Wingenfelder sehr richtig bemerkt hat, es rauchen immer weniger Leute bei solchen Konzerten (Einwurf von hinten "Wir sind der Rauch") und deshalb hat auch niemand mehr ein Feuerzeug dabei. Aber was hat jeder stattdessen dabei? Ein Handy. Und mit dem leuchtenden Display läßt sich durchaus ein ähnlicher Effekt wie früher mit dem Feuerzeug erzielen. Nette Idee.
Als letztes Lied vor dem ersten Abgang von der Bühne wurde dann passenderweise Won't forget these days gespielt, was das Publikum dazu veranlaßt hat, nach dem Abgang der Herren einfach den Refrain so lange weiterzusingen, bis die sechs wiederkamen. Mal was anderes als das stumpfe Zugabe, Zugabe.
Ach ja: zwischendurch wurde noch Wolfgang Niedecken für ein Lied auf die Bühne gezerrt. Kommt in Köln natürlich gut an, ich fand es eher nicht so wichtig. Egal.

Covenant im Duisburger Pulp

Tja.

Ich kannte vorher drei Lieder dieser Band. Hingegangen bin ich, weil die Karte nur 21 Euro gekostet hat und weil ich diese drei Lieder ganz hörbar fand. Vielleicht hätte ich mir vorher mehr anhören sollen, dann wäre mir klar gewesen, daß die Band einen Hang dazu hat, in die Technoecke zu rutschen.
Nun sind Techno und EBM nicht immer ganz sauber voneinander zu trennen. Aber mehr als einmal habe ich mich gefragt, ob ich aus Versehen irgenwie in ein Scooterkonzert geraten bin.
Ich könnte auch nicht klar benennen, warum mir ein Lied gefällt, während ein anderes ähnliches meinen Fluchtreflex auslöst. Aber an dem Abend waren die Lieder der letzteren Kategorie in der Überzahl. Dazu kam noch eine spontane Abneigung gegen den Sänger, dessen bloße Anwesenheit mir schon mächtig auf die Nerven gegangen ist. Auch der Typ, der links auf der Bühne stand und ab und an was in sein Mikro gebrüllt hat, konnte meine Laune nicht bessern. Wen ich recht skurril fand, war der Typ rechts. Der mit der Glatze. Der drehte die ganze Zeit hingebungsvoll an den Knöpfchen seines Musikgerätes und drückte in regelmäßigen Abständen mal auf eine Taste. Bizarr.
Was lerne ich daraus? Da gehe ich wohl nicht noch mal hin.
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