4
Jul
2007

Killed by friendly fire

Vor einiger Zeit habe ich schon mal darüber geschrieben, das man nicht jedes Problem mit Geld lösen kann.

Heute allerdings ist es dann eskaliert. Ich hatte meinen Vater gebeten, mit beim Tapezieren des Restes des Schlafzimmers zu helfen. Er liebt es, zu tapezieren und so fummelige Kleinarbeit wie Fensterstürze sieht er als sportliche Herausforderung. Meine Mutter hatte sich ebenfalls angekündigt, um sich die neue Wohnung anzuschauen.

Allerdings war von vornherein abzusehen, daß ich erstmal würde klar machen müssen, daß ich tapeziere und er hilft. Nicht umgekehrt. Ist auch so gekommen, war aber kein Problem. Während ich also eine Tapetenbahn bekleistere, entspinnt sich folgender Dialog (es ging, mal wieder irgendwie um Geld):

Er: Geh mal mit Deiner Mutter mit (Ganz klar, hier soll Bargeld den Besitzer wechseln. Eine beliebte Einleitung.)
Ich (gereizt, lauter): Ich habe es euch schon hundertmal gesagt: ich will kein Geld.
Er: Jetzt geh mit...
Ich (stinkend sauer): Nein!
Er: Da wirst Du doch gar nicht nach gefragt.

Es hat zwei oder drei Sekunden gebraucht, bis ich verstanden und geglaubt habe, was da gerade gesagt wurde. Dann allerdings bin ich laut und (für meine Verhältnisse) heftig geworden. Eine derartige Entgleisung mir gegenüber hat sich seit Jahren niemand mehr geleistet. Ich weiß gar nicht, welche Attribute alle passen: respektlos, erniedrigend und entwürdigend waren die ersten drei die mir eingefallen sind. Nach meinem Ausbruch, der verpuffte, da er sich der Auseinandersetzung nicht gestellt hat, habe ich mich noch zehn Minuten zusammengerissen und bin dann zum Baumarkt gefahren, Kleister kaufen. Aber eigentlich wollte ich nur raus aus der Wohnung. Im Baumarkt habe ich dann beschlossen, daß ich heute nicht weiterarbeiten kann und daß ich auf seine Hilfe auch in Zukunft gerne verzichten möchte. Also zurück in die Wohnung, Kleister auf den Tisch gestellt und noch mal den Versuch einer Auseinandersetzung gestartet. Ging ein bißchen besser, er hat sich auch entschuldigt. Hat aber nicht geholfen, ich konnte diese Entschuldigung nicht annehmen. Ich habe ihm dann noch gesagt, daß er Montag nicht kommen braucht und bin gegangen.

Wenn man aus einer Ecke, aus der man es gar nicht erwartet hatte plötzlich und unverhofft unter Feuer gerät, dann nennt man das Resultat wie in der Überschrift genannt. Diese Begebenheit hat mein fragiles inneres Gleichgewicht wieder schwer ins Taumeln gebracht. Es ging mir nicht gut, aber ich hatte einen Weg gefunden, damit umzugehen. Dieser Tiefschlag von jemandem, der eigentlich, auf seine Art, in meinem Team spielen sollte, hat mörderisch weh getan.

Das Schlimme daran ist: er meint es ja nicht mal böse. Er will wirklich helfen. Er ist nur völlig hilflos. Aber das rettet ihn dieses mal auch nicht. Um aus der Situation wieder herauszukommen wird er sich mächtig anstrengen müssen. Ob er die innere Größe hat, das anzugehen? Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht.

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