Immer wieder schön zu sehen, wie auch die technikaffinsten (tolles Wort, oder?) Kollegen bei ihrem ersten Versuch scheitern, unsere Firmenmikrowelle korrekt in Betrieb zu nehmen. Am Schrank darüber hängt eine Beschreibung aller Bedienelemente des Geräts, aber dem Gesichtsausdruck ebenjener Kollegen nach zu urteilen, ist sie nicht unbedingt einleuchtend.

Ich versuche mich gar nicht erst an diesem Dings.

Jeden Tag wenn ich zur Arbeit fahre, nutze ich zwei große Autobahnen.

Jeden Tag, wenn ich zur Arbeit fahre, gibt es jemanden, auf dessen Agenda steht: Bring ihn in Schwierigkeiten.

Die eingesetzten Mittel ähneln sich: am häufigsten zum Einsatz kommt der Blinker (oder eben auch nicht). Auch wenn es die x-te Wiederholung der Szene ist, bekomme ich immer noch einen Schrecken, wenn plötzlich ein Wagen aus einer anderen Spur vor mir auftaucht. Vorzugsweise dicht vor mir, gerne auch in Tateinheit mit einer deutlich niedrigeren Geschwindigkeit als der meinen. Wenn so etwas passiert, ist es auch egal, ob derjenige geblinkt hat oder nicht.

Die Variante davon beruht auf der festen Überzeugung, das derjenige der blinkt, damit das Recht erwirbt sofort und unter Mißachtung aller anderen Verkehrsteilnehmer die Spur zu wechseln. Das wäre mir aber neu. Aber es gibt viele, die daran glauben und diesen Glauben auch praktizieren. Leider.

Eine ganz neue Abnormität ist gestern im zähflüssigen Verkehr an mir vorbeigerollt: ein Kleinlaster mit einem zeitungslesenden Fahrer. Bei Tempo 70 (ungefähr). Ohne Beifahrer, der vielleicht für ihn die Straße im Auge behält. Gruselig.

Über notorische Links- und Mittelspurfahrer oder am-Steuer-telefonierer rede ich gar nicht erst. Darüber wurde wohl schon alles gesagt.

Sollte ich tatsächlich wiedergeboren werden, gehe ich in jedem Fall zur Autobahnpolizei. Ich will gar keinen Lohn, ich arbeite auf Provisionsbasis. Den ganzen Tag rumfahren und solche Ignoranten abfischen. Stelle ich mir kurzweilig vor.

Neulich hat es mich in den großen Elektro- und CD-Markt verschlagen. Ich hatte keinen besonderen Grund, aber weil ich ja nun schon mal da war habe ich beschlossen, mir mal wieder eine CD zu gönnen.

Es schwebte mir nichts konkretes vor, also bin ich das Regal mit meiner bevorzugten Musikrichtung einmal komplett entlanggelaufen.

14 bis 17 Euro für eine CD? Ich soll für eine CD, die ich im Jahre 1985 für 17,99DM gekauft habe, heute das Doppelte bezahlen? Ohne das ich irgendeinen Mehrwert dafür bekäme? Mehr das Gegenteil: drei Lieder auf der CD weichen laut Wikipedia stark von den Vinylfassungen ab (Quelle). Seh' ich aus, als machte ich das Licht mit einem Backstein aus?

Wer immer sich diese Preise ausgedacht hat: Bist Du noch ganz bei Dir?

Das sind 28 bis 34 DM. Und ihr wundert euch, das keiner mehr seine Musik kauft, sondern sich sonstwo beschafft?

Kommt mir jetzt bloß nicht mit diesem DRM-verkrüppelten Mist, den ich mir für nur noch 99 Cent pro Lied herunterladen kann. Nur dreimal brennen, nur auf einem Computer hören und ähnliche Spaßigkeiten. Nochmal: sehe ich so aus, als machte ich das Licht mit einem Backstein aus?

Im Moment wird ja diskutiert, ob man Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar nach 24 Jahren Haft begnadigen sollte. Beide waren aktive Mitglieder der RAF und wurden wegen mehrfachen Mordes und Beihilfe zu fünfmal lebenslänglich plus fünfzehn Jahren verurteilt.

Ich versuche auch, mir eine Meinung zu diesem Thema zu bilden.

Auf der einen Seite steht daß, was die beiden getan haben. Sie haben ohne Bedenken Menschen getötet oder töten lassen, die in ihrem Plan der Welt störten. Um diesen Plan zu verwirklichen, haben sie alle Grenzen überschritten. Das Argument, man müsse ihnen die Möglichkeit geben, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren führt zwangsläufig zu der Frage, ob das gehen kann. Immerhin haben die beiden die bestehende Gesellschaft als feindlich empfunden und bekämpft. Wenn man mit dieser Gesinnung ins Gefängnis kommt und dort ein Vierteljahrhundert bleibt, vermag ich nicht zu beurteilen, wie die Einstellung ist, wenn man wieder freikommt.

Auf der anderen Seite steht die Erkenntnis, das man nach 24 Jahren hinter Gittern mehr gebüßt hat als die anderen. Es könnte der Verdacht aufkommen, das hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Das darf nicht sein, auch wenn es noch so schwer fällt.

Je mehr ich mich mit diesem Thema beschäftige, desto weniger komme ich zu einer Entscheidung. Aber an mir hängt es ja auch nicht, hier zu entscheiden. Glück gehabt